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Balkon und Fenster: Unfallrisiko für Katzen

Balkon und Fenster: Unfallrisiko für Katzen
Balkon und Fenster: Unfallrisiko für Katzen

Katzen können sich schwer verletzen, wenn sie aus dem Fenster oder vom Balkon fallen. Auch wenn der Volksmund das anders sieht, ihnen sieben Leben zugesteht und behauptet, sie würden stets mit den Pfoten voran fallen. Die Realität sieht anders aus. Zwar sind viele von ihnen Balancierkünstler, aber unfehlbar sind sie nicht.

Wenn im Sommer Balkontüren und Fenster offen stehen, ist die Versuchung für Katzen groß, dort herumzuklettern. Viele Katzen sind dabei sehr trittsicher. Aber längst nicht alle. Kitten und Youngster hatten in ihrem kurzen Leben noch wenig Gelegenheit, ihre Bewegungskoordination zu perfektionieren. Reine Wohnungskatzen sind oft einfach viel weniger geübt als Katzen mit Freigang, die draußen mehr Anreize und Möglichkeiten haben, ihr Bewegungstalent zu schulen. Dadurch sind sie motorisch weniger fit. Und der Sprung nach einem vorbeifliegenden Vogel kann selbst die geschickteste Katze aus dem Gleichgewicht bringen.

Schon ein Sturz aus dem zweiten oder dritten Stock kann der Samtpfote gefährlich werden. Einen Sturz aus größerer Höhe übersteht Minka nicht unverletzt. Leicht nachvollziehbar, denn sie erreicht dabei eine Fallgeschwindigkeit von bis zu 100 Kilometern pro Stunde. Bleibt die Katze danach unverletzt, ist es ein Wunder, nicht der Normalfall. Mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit sind schwere bis schwerste Verletzungen sind die Folge:

  • Lungenrisse und Lungenquetschungen
  • Rippen-, Schädel- und Kieferbrüche
  • Lungenblutungen
  • Becken- und Wirbelsäulenverletzungen
  • vielfältige Knochenbrüche
  • Organ- und Nervenverletzungen
Katzenoperation
Höhenstürze sind eine Notfall-Situation, die eine Intensivbetreuung notwendig machen können
(©mirkosajkov/pixabay)

Schwere innere Verletzungen nach Sturz

Damit nicht genug. Nerven- und Organverletzungen können den eigenständigen Harn- und Kotabsatz unmöglich machen. Blutgefäße können reißen und innere Blutungen verursachen. Eine platzende Harnblase kann den Bauchraum kontaminieren, Wirbelbrüche das Rückenmark schädigen und Lähmungen nach sich ziehen. Multiple Verletzungen sind dabei eher die Regel, als die Ausnahme. Das tut schon beim Schreiben weh.

Kommt es ganz schlimm, überlebt die Katze den Sturz nicht. Manchmal stirbt sie noch auf dem OP-Tisch oder muss nach einem solchen Unfall euthanasiert (eingeschläfert) werden, weil sie keine Chance mehr hat. Kann sie trotz schwerer Verletzungen gerettet werden, stehen ihr nach aufwändigen Operationen ein langer Klinikaufenthalt und monatelange Rekonvaleszenz bevor. Mit Glück ist sie danach wieder einigermaßen hergestellt und kann ein lebenswertes Leben führen. Aber Behandlungen und Schmerzerleben hinterlassen ihre Spuren. Sie wird nicht wieder die alte. Oft genug bleiben körperliche und psychische Folgeschäden zurück. Für die Bewältigung des psychischen Traumas kann es sinnvoll sein, einen Katzenverhaltensberater hinzuzuziehen.

„Selbst bei zu Beginn stabilem Zustand kann die Katze innerhalb von 48 Stunden schwere Atemprobleme und bis zu 72 Stunden nach dem Sturz neurologische Symptome entwickeln“, heißt es vonseiten der Universitätsklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Wien

Die Katze sollte deshalb nach einem solchen Sturz in jedem Fall tierärztlich untersucht werden, auch dann, wenn sie scheinbar unverletzt geblieben ist. Innere Blutungen und Organverletzungen können sich mit Verzögerung bemerkbar machen.

Häufigkeit von Verletzungen nach einem Sturz

Verletzung im Brustkorb (z.B. Pneumothorax durch Verletzungen der Lunge mit Austritt von Luft in den Brustkorb, Lungenquetschungen, Lungenblutungen, Rippenbrüche)bis zu 90 %
Verletzungen im Gesichtsbereich, Kiefer- und Zahnfrakturen bis zu 66 %
Knochenbrüche im Bereich der Extremitäten und des Beckens. Oft verbunden mit Organverletzungen.
etwa 50 %
(Quelle: Vetmeduni Wien, 2024)
Katze in der Klinik
Nach Sturz oder Kippfenster-Syndrom können lange Klinikaufenthalte notwendig sein (Foto: Daga Roszkowska/Pixabay)

Das Kippfenster-Syndrom der Katze

Ein vorbeifliegender Vogel, eine Maus in Sichtweite oder einfach nur Neugier: Vieles kann die Katze in Versuchung führen, durch ein gekipptes Fenster nach draußen schlüpfen zu wollen. Manchmal wird auch der umgekehrte Weg eingeschlagen, und sie möchte durch das gekippte Fenster nach drinnen, weil es ihr draußen zu ungemütlich wird. Das hat Folgen, die sogar einen eigenen medizinischen Namen tragen: Kippfenster-Syndrom. Es ist, wie der Sturz in die Tiefe, ein absoluter Notfall, der eine sofortige ärztliche Versorgung erforderlich macht..  

Was verbirgt sich hinter dem Begriff? Während die Katze ihren Kopf und vielleicht auch noch den Vorderkörper durch den Spalt des auf Kipp gestellten Fensters nach draußen zwängt, rutscht sie im Versuch, auch den übrigen Körper nachzuziehen, in den unteren Fensterwinkel. So gut wie immer klemmt sie dadurch mit Hals oder Brustkorb im Fensterspalt fest.

Im Bemühen, sich aus dieser Situation zu befreien, rutscht sie immer tiefer, verklemmt sich zunehmend fester. Das führt zu massiven Quetschungen im Hals- oder Bauchbereich. Es kommt zu Lähmungen der Hinterbeine aufgrund von Nervenverletzungen und -abrissen. Wichtige Blutgefäße werden abgeklemmt, Bauch-, Blasen- und Darmwand können dadurch nicht oder nicht mehr ausreichend versorgt werden, deswegen oder infolge eines Schockzustandes der Katze absterben. 

Es entstehen Blutgerinnsel, schädliche Stoffwechselprodukte werden nicht mehr abtransportiert. Bei der Befreiung können diese dann schlagartig in den Körper gelangen. Mit weiteren unabsehbaren, zum Teil lebensgefährlichen Spätfolgen wie starke Herzrhythmusstörungen. Auch der erlittene Schock kann für die Katze tödlich enden. 

Kranke Katze
Höhenstürze und Kippfenster-Syndrom sind vermeidbares Leid (Foto: Daga Roszkowska/Pixabay)

Diese Unfälle sind vermeidbar

Zu dramatisch? Den meisten Katzen passiert das glücklicherweise nicht. Aber wenn es zum Sturz kommt oder zum Festklemmen im Fenster, dann ist es so dramatisch. Die gute Nachricht: Auf offene Fenster oder sommerliche Balkonaufenthalte brauchen Katzenhalter trotzdem nicht verzichteten. Die Unfälle lassen sich sehr einfach durch zweckmäßige Absicherung von Fenstern, Balkonen und Loggien verhindern.

Für die Fenster gibt es im Handel Kippsicherungen. Das sind Gitter, die in den Spalt geklemmt werden und dadurch verhindern, dass die Katze hier ihren Weg nach draußen oder drinnen sucht. Offene Fenster mit einfachem Kunststoff-Fliegengitter zu sichern reicht nicht. Es würde dem Ansturm einer temperamentvollen Katze nicht zuverlässig standhalten. Für die Fenstersicherung eignen sich am besten solide Fliegengitter aus drahtverstärktem Netzmaterial oder Volierendraht. Die frische Luft kann rein, die Katze aber nicht raus.

Birmakatze auf dem Balkon
Ein so gesicherter Balkon verhindert Unfälle (Foto: Gisela Half)

Für Balkon und Loggia gibt es passende Netze. Wer sich im Internet umschaut, findet für sich und seine Katze garantiert Anregungen für die richtige Sicherung des eigenen Balkons. Wobei die billigste nicht unbedingt die beste Methode ist. Aber verglichen mit den Tierarztkosten nach einem Unfall ist die professionelle Absicherung von Fenster und Türen ein Schnäppchen. Fragen Sie dazu auch gerne unsere Katzenexperten .

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