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Hund: Vor Unterkühlung schützen?

Hund im Schnee - dichtes Fell schützt vor Unterkühlung

Unterkühlung (Hypothermie) kann auch Hunde im Winter treffen. Trotzdem meinen viele Hundehalter: Der Hund hat ein Fell, dem wird nicht kalt. Das stimmt auch. Allerdings nur für erwachsene Hunde mit dichtem Fell und ausreichend Unterwolle, die sich draußen sehr aktiv bewegen, nicht untergewichtig und gesund sind. Das sind glücklicherweise sehr viele. Diese Hunde stecken Kälte besser weg als wir. Während unsereiner schon bei moderater Kälte Mütze, Schal und Handschuhe aus dem Sommerquartier holt, frieren unsere „best buddies“ unter Umständen noch lange nicht. Sie haben bereits im frühen Herbst angefangen, auf Winterbekleidung umzustellen und halten es damit auch bei Minusgraden problemlos ohne zusätzlichen Kälteschutz aus. Aber …

…während vor allem die nordischen Rassen bei Schnee und Eiseskälte in ihrem Element sind, gilt für kranke, abgemagerte, dünnfellige, alte, sehr junge oder sehr kleine Hunde: Sie brauchen wie wir einen Schutz vor Unterkühlung. Egal, ob Nachbarn und Freunde denken: „Das gab es doch früher auch nicht“, wenn der Hund im Mantel vor die Tür tritt.

Aber früher wurden Hunde auch nicht so alt wie heute und alte Hunde – wie alte Menschen – frieren schneller. Noch 1960 waren nur etwa zehn Prozent der Patienten in Tierarztpraxen älter als zehn, dreißig Jahre später bereits 50 Prozent. Hunde werden immer älter, weil sie besser ernährt und besser medizinisch versorgt werden. Es gab nicht so viele Kleinhunde mit wenig Fell, Windhunderassen waren vor allem wärmeren Regionen vorbehalten. Insgesamt lebten Hunde vorwiegend in den Klimazonen, denen sie entstammten und an die sie angepasst waren. Und wer es brauchte, bekam bei fürsorglichen Haltern auch früher einen Kälteschutz.

Heute holen wir Hunde aus warmen Regionen in kalte nordische Klimazonen. Wir umsorgen Hunde intensiver, wenn sie erkranken, und nehmen mehr Rücksicht auf ihre Befindlichkeit. Unsere Einstellung gegenüber Hunden hat sich verändert. Wir achten mehr darauf, dass auch sie sich wohlfühlen und möglichst lange gesund bleiben. Und manchmal braucht es dafür im Winter eben ein Mäntelchen.

Brauchen Welpen und Junghunde Schutz vor Unterkühlung?

Bei Welpen und Junghunden sollte man im Winter sensibel auf Anzeichen von Unterkühlung achten. Ihre Thermoregulation (die Fähigkeit, die Körpertemperatur konstant zu halten) funktioniert noch nicht optimal. Ihr Fell mag zwar puschelig sein und gemütlich warm aussehen, aber es bietet noch keinen ausreichenden Schutz gegen Feuchtigkeit kombiniert mit Kälte. Sie können bei winterlichen Temperaturen, Schnee und Regen schnell bis auf die Haut nass werden, entsprechend schnell auskühlen und in der Folge – und da kann es kritisch werden – sogar unterkühlen. 

Für eine kurze Weile ist Frieren tolerierbar. Der Körper gewöhnt sich dadurch bis zu einem gewissen Grad an kältere Temperaturen. Aber spätestens dann, wenn klein Bella die Aktivität runterfährt, nicht mehr so richtig weiter mag und zitternd unseren Schutz sucht sollte sie schnell ins Warme. Notfalls geht es im Schutz der Winterjacke und angewärmt durch unsere Körperwärme auf dem Arm nach Hause. Natürlich führt nicht jedes Kältezittern gleich zur Unterkühlung. Aber wer das Frieren bei Welpen und Junghunden unterschätzt riskiert, dass sein Hundekind unterkühlt, bevor es bemerkt wird. Das gilt es zu vermeiden.

Kleiner Hund im Schnee
Vor allem kleine Hunde, junge, kranke und solche mit dünnem Fell sollten vor Auskühlung geschützt werden ©pezibär/pixabay

Wer das Risiko nicht eingehen möchte, spendiert der kleinen Maus und ihren männlichen Kollegen beim „Winter-Walk“ einen Kälteschutz, der bei Regen und Schnee wasserdicht sein muss, den Hund in seiner Bewegungsfreiheit aber nicht einschränken darf. Bei Welpen kleiner und dünnfelliger Rassen gehört der Kälteschutz im Winter zur Grundausstattung beim Spaziergang. Wobei auch diesen Hunden ein paar Minuten im Kalten nicht schaden, wenn sie sich ausreichend bewegen und gesund sind. Ob, wann und wie stark sie frieren hängt vom jeweiligen Hund ab. Man erkennt es wie bei uns am Zittern und an abnehmender Aktivität.  

Schutz für Hundepfoten im Winter: Sind Booties sinnvoll?

Hundeschuhe sind ein guter Schutz bei Extrembelastungen wie Schlittenhunderennen. Auch wenn die Pfote verletzt ist oder andere medizinische Gründe vorliegen. Als Kälteschutz sind sie überflüssig, sie behindern den Hund nur. In Gegenden, in denen Streusalz verwendet wird – entlang von Straßen und auf Gehwegen – steht bei der Rückkehr zuhause am besten eine Schüssel warmen Wassers bereit, um die Pfoten vom Salz zu befreien. Streusalzreste können Hautreizungen verursachen und weil die Hunde sich die Pfoten lecken auch zu Durchfall führen. Tipp für unterwegs: Thermoskanne mit warmem Wasser einpacken und die Pfoten reinigen, bevor der Hund ins Auto springt. Nach einem Spaziergang über Streugranulat daran denken, dass Granulatkörnchen sich schnell mal zwischen den Zehen festsetzen und dort zu Verletzungen führen können.

Frieren und Unterkühlung bei alten und kranken Hunden

Unterkühlung kann nicht nur Hundekinder treffen. Auch Senioren, die sich nur langsam bewegen, oder kranke Hunde. Viele Erkrankungen gehen mit einer erhöhten Kälteempfindlichkeit einher. Oder mit Problemen der Thermoregulation.

Körpertemperatur bei Hunden

Die Normaltemperatur bei Hunden liegt abhängig von Rasse und Alter zwischen 37,5 und 39 Grad Celsius. Bei Welpen können auch 39,5 Grad Celsius noch normal sein. Von Unterkühlung spricht man ab einer Körpertemperatur von 35 Grad Celsius. Ab dann kommt es zunehmend zu Funktionsstörungen im Körper. Ab 30 Grad Celsius wird es lebensbedrohlich und sinkt die Körpertemperatur unter 20 Grad Celsius erfriert der Hund. 

Wenn ein kranker Hund all seine Energie für die Verwaltung der Erkrankung oder für die Genesung braucht, sollte er keine Energie dafür verschwenden müssen, sich warm zu halten. Frieren und das damit verbundene Zittern sind Körperreaktionen zur Aufrechterhaltung der Körperkerntemperatur, also der Temperatur im Inneren des Körpers. Das ist wichtig, weil die Funktionstüchtigkeit von Gehirn und Organen davon abhängt. Sie vertragen in Sachen Temperatur keine großen Abweichungen von „normal“.

Frieren und Zittern verbraucht aber viel Energie. Ist davon nicht genügend vorhanden (bei abgemagerten Hunden zum Beispiel), lässt das Zittern nach und die Unterkühlung beginnt. Unterkühlt ein verletzter oder kranker Hund, verzögert das die Wundheilung, das Immunsystem wird zusätzlich geschwächt, der Stoffwechsel verlangsamt sich. Das kann eine Genesung erheblich verlangsamen oder gefährden. Auch ohnehin magere, schwerfuttrige Hunde sollten zur Schonung ihrer Energiereserven einen Kälteschutz bekommen.

Yorkshire Terrier im Schnee
Kleine Hunde geben im Vergleich zu großen mehr Wärme ab und profitieren vom Kälteschutz. Aber nicht jeder Schritt nach draußen lässt sie gleich unterkühlen. Ein bisschen Abhärtung in Maßen tut auch ihnen gut. ©pezibär/pixabay

Ohne Kälte keine Unterkühlung. Binsenweisheit. Aber ab wann einem Hund kalt wird und wie kalt zu kalt für ihn ist, das ist so individuell, wie bei uns auch. Der eine friert, wenn er nur an Kälte denkt, andere laufen noch bei Minusgraden in Shorts. Manche Hunde lieben Schnee und Kälte, andere drehen an der Haustür um und weigern sich, nach draußen zu gehen. Was ist auch eine Frage der Gewöhnung ist. Wer seinen Hund in Watte packt, tut ihm und seiner Gesundheit keinen Gefallen. Aber zwischen normalem Frieren, das ein Hundekörper gut managen kann, und zunehmender Unterkühlung besteht ein klarer Unterschied: Wer nur ein bisschen friert, kann die Temperatur im Innern konstant halten. Wer unterkühlt, schafft es nicht mehr.

Gründe für erhöhte Kälteempfindlichkeit beim Hund

Es gibt viele Gründe, warum auch bei Hunden mit ausreichendem Fell ein Kälteschutz sinnvoll sein kann:

  • physikalische Ursachen: Zu lange Spaziergänge bei kalten Temperaturen und spätes Scheren (auch im Zusammenhang mit OPs), sehr dünnes Fell, fehlende Unterwolle
  • Metabolische Ursachen: Systemische Grunderkrankungen wie Morbus Addison, Diabetes und andere
  • akut krankheitsbedingte Ursachen: Krebs, Herzerkrankungen, Operationen, Rekonvaleszenz
  • hohes Alter oder Welpen/Junghunde

All das kann die Kälteresistenz des Hundes überfordern. Ein angemessener Kälteschutz entlastet dann den Hundeorganismus bei winterlichen Temperaturen.

Gesunde Hunde mit ausreichend dichtem Fell brauchen dagegen keinen, solange sie nicht vollständig durchnässt und dann im schlimmsten Fall noch eiskalten Winden ausgesetzt sind. Im Gegenteil: Sie sollten die Chance haben, sich dem Klima anzupassen. Bei großer Kälte eignen sich dafür eher häufigere kurze Spaziergänge anstelle eines langen. Ist der Hund erst einmal daran gewöhnt, ist gegen einen ausgedehnten Winterspaziergang auch ohne Kälteschutz nichts einzuwenden.

Unterkühlung beim Hund: Gut zu wissen

Woran erkenne ich eine beginnende Unterkühlung? Muss bei Kälte mehr gefüttert werden? Bei welchen Erkrankungen muss man vorsichtig sein? Wie ist die Wohlfühltemperatur bei Hunden? Wie leiste ich erste Hilfe bei Unterkühlung? Wann muss ein unterkühlter Hund zum Tierarzt? Alles Wissenswerte rund um das Thema Unterkühlung bei Hunden gibt es hier.

Gesunde Hunde tragen ihren eigenen Wintermantel und brauchen keinen zusätzlichen von uns. ©Patricia Lösche

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