Die alte Katze
Dank des Wissens über Bedürfnisse und Ansprüche der Katze, der guten medizinischen Betreuung, der Möglichkeit einer kommerziell angebotenen, hochwertigen Ernährung, aber nicht zuletzt auch auf Grund ihrer verbesserten Stellung im Zusammenleben mit uns Menschen werden unsere Hauskatzen immer älter. So sind 20 Katzenjahre keine Seltenheit mehr!
Rein statistisch gesehen ist eine Katze mit acht Jahren ein Senior, mit 12 Jahren eine geriatrische Katze. Dies entspricht geschätzt etwa 64 Menschenjahren.
Das Altern einer Katze ist bis zu einem gewissen Grade mit unserem menschlichen Altern gleichzusetzen:
- es schwindet der (katzen-)typische elastische Gang,
- große Sprünge werden vor allem bei der Landung mühsam,
- eine alte Katze hält nach dem Aufsetzen inne, bevor sie weitergeht,
- das typische Klackern der Krallen auf hartem Boden liegt u.a. am Verlust der Spannkraft der Krallensehnen,
- die Krallen ragen länger hervor und die Krallenspitzen sollten nun regelmäßig geschnitten werden.
Weniger auffällig ist das Nachlassen der Sinne. Die Vibrissen beispielsweise kompensieren ebenso wie das hervorragende Ortsgedächtnis das Nachlassen des Sehsinns. Schon mit fünf Jahren lässt der Hörsinn einer Katze nach, wenn auch für uns lange Zeit unauffällig. Wenn eine ältere Katze verstärkt und lauter als früher vokalisiert, ist häufig vom beginnenden Verlust des Gehörsinns auszugehen. Umso mehr bemüht sich eine alte Katze, die Verbindung zu ihrem Menschen nicht abreißen zu lassen, bedeutet sie doch Vertrautheit, Sicherheit und damit Schutz.
Im Alter wird das Fell einer Katze dünner, sie benötigt mehr Wärme zusätzlich zu mehr Ruhe und Schlaf. Selbst ausgeprägte „Haudegen“ bleiben nun gern und länger im Haus und schätzen warme, gemütliche Plätze. Katzensenioren, die in jungen Jahren Fellpflege seitens des Menschen rüde ablehnten, sind nun Putzhilfen durch sanftes Bürsten nicht mehr abgeneigt. Bei großer Hitze ist ein angefeuchteter Waschlappen (nicht tropfnass) angebracht.
Der Weg zum Katzenklo im Keller kann zu beschwerlich werden (oft auch durch altersbedingte Erkrankungen des Harnapparates), sodass zum Schrecken des Halters näherliegende „Alternativen“ gesucht werden. Genügend geeignete Katzenklos ggf. auf jeder Etage schaffen Abhilfe.
Regelmäßige Gesundheitschecks beim Tierarzt sind nun Pflicht. Zahnstein, Zahnfleischschwund und -infektionen sind keine Seltenheit mehr und weitere altersbedingte Auffälligkeiten sind beim Tierarzt abzuchecken.
Ebenso wie bei alten Menschen sind der alten Katze Veränderungen in der Umwelt häufig ein Gräuel. Liebgewordene Rituale werden stärker als früher eingefordert; sie geben dem Tier durch die festgelegten zeitlichen Strukturen die nun benötigte Sicherheit, wie z.B. die konstante Einhaltung der Fütterungszeiten, speziell die von besonderen Extras wie Schmuse- und Spielzeiten.
Im Mehrkatzenhaushalt ist jetzt darauf zu achten, dass der Senior nicht Opfer von Temperamentsausbrüchen oder (Spiel-)Attacken jüngerer Katzen wird. Eine möglicherweise daraus resultierende reaktive Depression ist unter anderem an körperlichen Gesundheitsstörungen oder auch an einem Zurückziehen – im auffälligsten Fall aufs Katzenklo – zu erkennen.
Sehr viele Katzen sind bis ins hohe Alter geistig rege, es können aber auch, ähnlich wie beim Menschen, altersabhängig degenerative Veränderungen des Zentralnervensystems vorkommen (z.B. senile Demenz).
Freilauf–Senioren sollten nun nur noch in menschlicher Begleitung hinausgelassen werden.
Die alte Katze, die sich „zum Sterben zurückzieht“, ist nur eines der vielen Mythen, die sich um das Katzenverhalten ranken. Eine Katze, die einen tiefen sozialen Bezug zu ihrem Menschen hat, benötigt und sucht häufig gerade in dieser verletzlichen, letzten Lebensphase den intensiven Kontakt zu ihrem Menschen. Aber manchmal finden alte Katzen den Weg nach Hause einfach nicht mehr. Das zeigt nicht zuletzt die hohe Zahl der uralten Katzen, die dann im besten Fall gefunden und in ein Tierheim gebracht werden.
Wir können unseren Haustieren lange Leidenswege durch die Euthanasie ersparen, wenn es auch immer wieder außerordentlich schwer ist, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Um Angst und Stress zu vermeiden, kann der Tierarzt gebeten werden, die Euthanasie zu Hause durchzuführen. In der vertrauten Umgebung, auf dem Lieblingsplatz oder auf dem Schoß ihres Menschen, kann die Katze ohne große Beunruhigung in Ruhe einschlafen.
Im Mehrkatzenhaushalt ist es möglich, dass die zurückgebliebene Katze ebenso wie der dazugehörige Mensch sehr intensiv trauern. Dies kann Wochen oder gar Monate dauern. Diese Zeit sollte man seiner Katze und auch sich selbst geben.
Sollten Sie weitere Fragen zum Altern der Katze, zur Trauerzeit oder zu dem richtigen Zeitpunkt haben, eine neue Katze aufzunehmen, wenden Sie sich bitte an unsere Verhaltensberater, die auf Katzen spezialisiert sind. Sie können so individuelle, auf Ihre spezielle Situation abgestimmte Antworten erhalten. Einen Berater in Ihrer Nähe finden Sie auf dieser Homepage in der Beraterliste des VDTT.