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Gift aus der Küche

Küchenkräuter
Küchenkräuter

Avocados, Bier, Zwiebeln gehören finden sich in fast jedem Haushalt. Für uns sind sie gesund, selbst Bier in Maßen. Für Tiere sieht es anders aus. Manches von dem, was wir gerne essen, ist Gift für sie.

Lebensmittelvergiftungen treffen Hunde dreimal häufiger als Katzen. Deren kritische Haltung unbekannter Nahrung gegenüber schützt sie besser, wenn auch nicht sicher. Eher sind es Hunde, für die ein Testessen als Vegetarier, die Kontrolle von Tascheninhalten oder der kulinarische Exzess bei einer Mülleimer-Inspektion tödlich enden kann. Aber auch Kleintiere und Vögel kann es treffen. 

Dass Kaffee und Schokolade nicht auf den Speiseplan von Hunden gehören ist vielen bekannt. Weniger bekannt ist, dass der verlockend riechende Teig für den Hefezopf, der auf der warmen Fensterbank geht, für den diebischen Hund zur Henkersmahlzeit werden kann, während man draußen mit dem Postboten über eine verlorene Warensendung diskutiert.

Wir haben Nahrungsmittel zusammengestellt, die in jeder Küche zuhause sind, die für Tiere aber nicht erreichbar sein sollten. Was nicht fehlen darf ist der Hinweis, dass Vergiftungen ein Fall für den Tierarzt, oft auch für die Tierklinik

Avocado

Avocado am Baum
Blätter und Stängel enthalten wie die Kerne besonders viel Gift ©Alanyadk/Pixabay

Von der Frucht ist vor allem – aber nicht nur – der Kern giftig. Er enthält besonders viel des Giftes Persin. Auch in Stamm und Blättern gibt es ausreichend davon. Vögel reagieren bereits auf Kleinstmengen mit Vergiftungssymptomen.

Symptomatik

  • Magen-Darm-Symptome, 
  • Pankreatitis (bei Aufnahme des Fruchtfleisches durch Hunde)
  • Laktationsprobleme bei Nagern
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis) mit Atemproblemen (Dyspnoe), Ödemen, Sauerstoffmangel, Flüssigkeitsansammlung in Thorax und Herzbeutel (Thorax-/Perikard-Erguss), Arrhythmien bis hin zum Herzversagen.

Therapie

Gegenmittel gibt es nicht, nur symptomatische Therapien oder Auslösen von Erbrechen bzw. Entleerung des Magens, sofern dies noch möglich ist. Schnelles Handeln ist also notwendig. Die Prognose bei Herzinsuffizienz ist vorsichtig. Unter Medizinern bedeutet das, die Heilung ist nicht immer möglich.

Ungebackener Hefeteig und Alkohol

Ungebackener Hefeteig beim Gehen kann zur Aufgasung führen©Andreas Lischka/Pixabay

Hefeteig muss vor dem Backen gehe. Dabei bläht er sich durch die Hefekulturen auf. Wird davon in diesem Stadium genascht, kann es bei Hunden und Katzen zur Magenüberladung und infolgedessen zu Darmverschluss (Obstruktion) kommen. Bei den Gärprozessen entsteht Ethanol, Alkohol. Es kommt zu einer Übersäuerung (Azidose) und zu einer Ethanol-Vergiftung. Die warme Temperatur im Magen beschleunigt den Gärprozess, der Magen wird überdehnt und seine Durchblutung beeinträchtigt. Der ausgedehnte Magen kann die Atmung behindern. Der von den Hefen gebildete Alkohol (Ethanol) wird schnell ins Blut aufgenommen und führt dadurch zur stoffwechselbedingten (metabolischen) Azidose und weiteren Symptomen. 

Symptome

  • Aufgasung
  • Unwohlsein
  • Unproduktiver Brech- und Würgereiz
  • Gefahr einer Magendrehung beim Hund
  • Gefahr eines Magenrisses (Magenruptur)

Ethanol-bedingt:

  • Herz-Kreislauf-Probleme 
  • Harn-Inkontinenz
  • Untertemperatur (Hypothermie)
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie)
  • Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie)
  • Apathie
  • Ataxie
  • Koma
  • Atemstörungen
  • Atemstillstand

Auch das Verschlucken alkoholhaltiger Lebensmittel und vergorener Früchte kann zu vergleichbaren Symptomen führen.

Therapie

Auslösen von Erbrechen (bis maximal 30 Minuten nach Aufnahme). Tierärztliche Behandlung mit stationärer Aufnahme zur symptomatischen Medikation und Überwachung der Vitalfunktionen. Gegebenenfalls chirurgischer Eingriff.

Hopfen

Hopfen ist für Hunde toxisch, auch in flüssiger Form ©Wolfgang Claussen/Pixabay

Frische ebenso wie getrocknete Pflanzen oder „Hopfenflüssigprodukte“, mit anderen Worten: Bier. Hopfen steckt aber auch in Tees, Aromakissen und in Essig. Vögeln wird er zuweilen als Nistmaterial angeboten, im Garten wird er meist im Kompost entsorgt. Alle Teile sind giftig. Es ist nicht bekannt, welche Bestandteile toxisch sind, aber die für eine Intoxikation nötigen Mengen scheinen gering zu sein.

Symptome

Bereits nach wenigen Stunden beginnt es mit Unruhe und Hecheln. Es kommt zu

  • Maligner Hyperthermie (MH)

Bei dieser Störung des Calciumstoffwechsels kommt es zu Muskelstarre, Herzrasen (Tachykardie), CO2-Anstieg im Blut, Fieber, Übersäuerung, Stoffwechsel- und Organversagen, neurologischen Störungen bis hin zum Tod

  • Steigerung der Atemfrequenz (Tachypnoe)
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen mit Krampfanfällen
  • Muskelnekrose
  • Gerinnungsstörungen des Blutes

Therapie

Es gibt kein Gegengift. Die Behandlung ist klinikpflichtig mit intensivmedizinischer Betreuung. Bei leichteren Verläufen und früher Intervention (erste zwei Stunden nach Aufnahme) ist die Prognose günstig, bei schweren Verläufen ist die Vergiftung meist tödlich.

Macadamia-Nüsse

Macadamianüsse: Für uns lecker, für Hunde hoffentlich nicht ©sunnysun0804/Pixabay

Sie sind sowohl roh als auch verarbeitet (geröstet, in Keksen…) toxisch. Toxische Dosis: 2,2 g/kg Körpergewicht. Das entspricht etwa einer Nuss. Für eine Katze wenig wahrscheinlich, aber für Hunde nicht unrealistisch. Welcher Inhaltsstoff die Vergiftung bewirkt ist nicht bekannt. 

Symptome

Sie treten sechs bis 24 Stunden nach dem Verschlucken auf und dauern bis zu 48 Stunden an: 

  • Allgemeine Schwäche
  • Hinterhandschwäche
  • Ataxie
  • Tremor
  • Fieber bis 40,5 Grad
  • Pankreatitis
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Gelenkschwellungen
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Festliegen
  • Allergische Reaktionen 
  • Beschleunigung der Magen-Darm-Passage
  • Magenentleerung durch Erbrechen

Therapie

Bei milden Symptomen kann das ambulant erfolgen, bei stärkeren Symptomen erfolgt eine stationäre Aufnahme. Vor allem alte und kranke Tiere müssen gut überwacht werden.  Todesfälle sind nicht bekannt, die Prognose ist also gut.

Kaffee, Tee und Schokolade

Je höher der Kakaogehalt, desto giftiger ©jacqueline macou/Pixabay

Die Übeltäter heißen Theobromin (Schokolade), Coffein (Kaffee und Schokolade), Theophyllin (Tee und (!)Asthmasprays), sind gut bekannt und untersucht.

Neben den Toxinen selbst ist auch das Verhältnis der Stoffe zueinander wichtig. Es spielt eine Rolle für die Schwere der Symptomatik. Die Vergiftung kann tödlich verlaufen. Von Kaffee dürfte Hunde keine Gefahr ausgehen, einfach weil er ihnen nicht schmeckt. Wenn doch, nicht in einer Dosierung, die Folgen hat. 

Mit Schokolade ist es etwas anderes. Milchschokolade ist weniger problematisch. Erst ab  266 Gramm zeigt ein 20-kg-Hund milde, ab 800 g schwere Symptome. Soviel wird er nur selten zu fassen bekommen. Problematisch ist dunkle Schokolade. Eine normale Tafel Schokolade reicht aus für eine mittlere bis schwere Vergiftung. Und die ist für einen genusssüchtigen Labrador und Co schnell vom Tisch gezogen. Bei einem 20 kg schweren Hund reichen folgende Mengen aus, um Symptome hervorzurufen:

ProduktLeichte SymptomeSchwere Symptome
Kakaopulver und Kochschokolade15-28 g46-86 g
Dunkle Schokolade 50-80 g150 – 240  g
70%-Schokolade20 g60 g
90%-Schokolade15 g46 g

Symptome

  • Magen-Darm-Probleme
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Neurologische Störungen 

Herzrasen (Tachykardie), Nervosität, Bluthochdruck (Hypertonie)

  • Herzrhythmusstörungen
  • Seltener Bradykardie
  • Schwäche
  • Ataxie
  • Krämpfe
  • Muskelzittern
  • Fieber
  • Vermehrte Ausscheidung von Harn (Polyurie)
  • Durst (Polydipsie)

Schwere Symptomatik kann außerdem einschließen:

  • Steigerung der Atemfrequenz (Tachypnoe)
  • Atemnot

Therapie

Herbeiführen von Erbrechen bis zu sechs Stunden nach Aufnahme, Magenspülung, stationäre Überwachung der Vitalfunktionen, symptomatische Medikation, Toxinbindung durch Aktivkohle. Abklingen der Symptome nach ca. 72 Stunden. Die Prognose ist bei rechtzeitiger Intervention gut. Bei hohen Dosen, Krämpfen und Herzproblemen sowie bei bestehenden Leber- und Herzerkrankungen weniger gut.

Weintrauben

Weintrauben
Manche Hunde vertragen sie problemlos, andere sterben bei der kleinsten Menge: Weintrauben und Weintraubenprodukte ©NickyPe/Pixabay

Trauben können roh und in allen Zubereitungsformen (z.B. Rosinen und Sultaninen in Müsliriegeln, Brötchen, Keksen und Kuchen, aber auch Traubenester als Dünger im Weinbau) für Hunde, aber auch für Katzen und Frettchen hochtoxisch sein. Wobei eine Traubenvergiftung bei Katzen eher unwahrscheinlich ist. 

Wie ein Tier darauf reagiert ist individuell. Manche reagieren überhaupt nicht, nicht einmal auf unrealistisch große Mengen. Andere reagieren extrem auf nur eine einzelne Traube und können infolge der Aufnahme an Nierenversagen sterben. Warum, das ist bis heute nicht bekannt. Es besteht auch kein Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge und der Prognose. Anders als bei anderen Intoxikationen macht hier die Dosis nicht das Gift. 

Es gilt also bei allen die Null-Regel, denn ob ein Tier darauf reagiert oder nicht stellt man erst mit Traube/Rosine/Sultanine eins fest. Sie kann zugleich auch die letzte sein. Schuld daran ist eine akute Niereninsuffizienz bis hin zum Nierenversagen. Wer den Verdacht hat, das Weintrauben oder ihre Produkte gefressen wurden, sollte seinen Hund gut beobachten. OPC, ein Nahrungsergänzungsmittel, das gerne verwendet wird, wird aus Traubenkernen gewonnen und sollte deshalb lieber nicht verwendet werden.

Symptome

Die Symptome beginnen nach 24 Stunden und können z.T. erst nach fünf Tagen voll ausgeprägt sein. Dazu gehören: 

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Abmagerung
  • Lethargie
  • Bauchschmerzen
  • Apathie
  • Dehydratation
  • zunächst vermehrte Ausscheidung von Urin
  • dann zunehmend Harnverhalt (Oligurie) bis hin zur Unfähigkeit, Urin abzusetzen (Anurie)

Therapie

Hier ist eine schnellstmögliche Klinikeinweisung mit intensivmedizinischer Betreuung notwendig und für die Prognose ausschlaggebend. Er wird mit mindestens sechs Tagen angegeben. Trotzdem kann der Genuss nur einer Traube tödlich enden. Und bei denen, die überleben, kann es zur dauerhaften Schädigung der Nieren kommen.

Zwiebeln

Zwiebeln und Schnittlauch verursachen Blutveränderungen bei Hund und Katze ©Robert Owen-Wahl/Pixabay

Sowohl gekocht, als auch roh können Zwiebelgewächse toxisch wirken: Knoblauch, Zwiebeln, Schnittlauch, Frühlingszwiebeln. Shiba Inu und Akita Inu scheinen hierfür besonders prädestiniert zu sein. Es ist unwahrscheinlich, dass ein 5-kg-Hund eine halbe mittelgroße Zwiebel verspeist (soviel bräuchte er für Vergiftungserscheinungen). Weniger übersichtlich ist es jedoch bei Knoblauch, weil die notwendige Dosis nicht bekannt ist. 

Katzen fressen zwar weder Zwiebeln, noch Knoblauch. Aber Schnittlauch, ebenfalls ein Zwiebelgewächs, das häufig als Gewürzkraut auf der Fensterbank steht. Er gerät gerne als Grasersatz auf ihren Speiseplan. Für Katzen sollte Schnittlauch deshalb unerreichbar abgestellt werden. Sie reagieren empfindlicher als Hunde auf Zwiebelintoxikation. Die toxische Wirkung beruht auf Blutveränderungen bis hin zu einer Anämie.

Quellenauswahl

Michaela Steber in „Der praktische Tierarzt“ v. 21.1.2021, S.248-266

Paul A.Eubig et al.: Acute Renal Failure in Dogs After theIngestion of Grapes or Raisins: A Retrospective Evaluation of 43 Dogs (1992-2002), (Journal of Veterinary Internal Medicine, 2/2008)

Dr. Hendrik Hofmann: Weitrauben: Tödliche Gefahr – aber nicht für jeden Hund (wir-sind-tierarzt.de 10/15, Zugriff 28.5.2023).

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