Hommage an den alternden Hund
Gestern tobte er noch über die Wiese, trieb pubertären Unfug, übersprang locker Hindernisse, pöbelte den Briefträger an oder stupste uns auffordernd mit der Nase an, doch endlich den Ball zu werfen. Heute liegt unser Begleiter still neben uns, schläft häufiger und länger, steht mühsamer auf und ignoriert Briefträger und „Lieblingsfeind“: der alt gewordene Hund. Hundesenioren werden zwar gelassener, aber auch unsicherer und möchten möglichst nicht mehr allein zu Hause bleiben, weichen Spielaufforderungen auf, lieben ihre Routine, die ihnen Sicherheit gibt.
Der alte Hund bindet sich enger seine Menschen, braucht Unterstützung und versteht uns trotz nachlassendem Hörvermögen immer besser. Gesten, Blicke und ein routinierter Tagesablauf reichen aus, um miteinander zu kommunizieren. Eine spürbare Altersgelassenheit bereichert das gemeinsame Leben.
Andererseits können gesundheitliche Einschränkungen auftreten. Das Aufstehen nach längerem Liegen fällt schwerer, die Spazierrunden müssen kürzer, aber dafür häufiger ausfallen, Gehör und Augen sind nicht mehr so gut und mitunter muss er häufiger raus, weil die Blase nicht mehr so gut hält.
Wann ist ein Hund „alt“?
Ein Hund wird nicht plötzlich alt. Dieser Prozess ist schleichend, und in den letzten Jahren werden Hunde immer älter, da sie mit uns im Familienverbund zusammenleben und dadurch von uns geschützt und umsorgt werden. Sie müssen keine anstrengenden Pflichten mehr erfüllen, die Ernährung ist so gut wie nie zuvor und die medizinische Versorgung umfassend.
Mit den Jahren wird der Hund grau, die Gelenke können von Arthrose geplagt werden, mache Hunde werden dicker, aber die Muskulatur nimmt ab. Jetzt ist es wichtig, ihn weiterhin körperlich, aber auch geistig zu fordern und zu fördern. Wenn sich unser Hund erst einmal in sich zurückgezogen hat, baut er ab und wird schneller altern. Es gibt verschiedene Faktoren, die das begünstigen können, wie z.B. die Rasse oder die Größe des Hundes. Große Hunde altern meist schneller als kleine und übergewichtige schneller als schlanke.
Wie können wir den Oldies helfen, wie können wir sie unterstützen?
Die Fütterung kann angepasst werden, d.h. kleine Mahlzeiten, aber dafür mehrere. Die Zähne können vielleicht nicht mehr alles zerbeißen, also lieber kleine Stücke füttern. Jetzt kann es gut sein, wenn Sie sich in jungen Jahren auch per Handzeichen mit Ihrem Hund verständigt haben. Durch eine eingeschränkte Hörleistung kann sich Ihr Hund an Handzeichen orientieren, die ihm Halt vermitteln.
Auf glatten Böden kann der Hund nicht mehr sicher laufen. Besser, Sie legen Teppiche auf den Boden, um ihm Halt zu geben und die Gelenke zu schonen. Sehr hilfreich ist ein geregelter Tagesablauf, an dem sich der Senior orientieren kann.
Das Besondere!
Was alle Halter von alten Hunden sagen: Das Zusammenleben mit ihnen ist magisch. Er versteht uns ohne Worte, schließt sich noch enger an uns an. Für die Kommunikation braucht es kaum noch große Worte, haben sich Hund und Halter doch über Jahre so gut kennengelernt, dass Gesten und Blicke ausreichen für ein Verständnis. Der Hund weiß genau, was in welcher Situation von ihm erwartet wird und erträgt Wartezeiten mit großer Geduld.
Eine tiefe Abgeklärtheit und ausgeprägte innere Ruhe strahlen Hundeopas und -omas im Alter aus. Häufig wird das fortgeschrittene Alter des Hundes sehr intensiv erlebt und mit jedem Blick und in jedem Auftreten weiß man aus Erfahrung genau, was in dem Hund gerade vorgeht. Die Beziehung wird inniger denn je; man versteht und vertraut sich. Und als Mensch ist einem schmerzhaft klar, das der liebe Weggefährte vergangener Jahre einen über kurz oder lang verlassen wird.