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Katzen kennen die Namen ihrer Mitkatzen

Katzen im Katzencafé

Katzen kennen ihren Namen – auch wenn sie nur dann darauf hören, wenn ihnen danach ist. Aber kennen sie auch die Namen ihrer Mitkatzen? Unter Menschen hätten wir ein großes Problem, würden wir Herrn Meier und Frau Müller nicht beim Namen nennen könnten. Und Hunde wissen sehr genau, ob mit Bello sie gemeint sind oder Foxi, ihre Freundin. Aber Katzen? Ihre Intelligenz wird erst seit erstaunlich kurzer Zeit wissenschaftlich hinterfragt.

Minka weiß, wann Moritz gemeint ist

Japan ist das Mutterland der Katzencafés. Und Katzencafés sind Orte, an denen immer viele Katzen zusammentreffen, die einander gut kennen. So ist es kein Wunder, dass dort die Frage entstand, mit der ein japanisches Forscherteam um Saho Takagi sich beschäftigte: Können Katzen ihre vertrauten Mitkatzen anhand der Namen unterscheiden, die wir Menschen ihnen geben? Oder unterscheiden nur wir sie danach, während sie einander in kätzischer Geheimsprache ansprechen? Die Antwort der Wissenschaftler: Katzen lernen die Namen ihrer Mitkatzen, die wir ihnen geben. Minka weiß, dass mit Moritz nicht sie gemeint ist.

Hunde haben im Laufe ihrer Domestikation gelernt, menschliche Sprache zu interpretieren. Dazu müssen sie aus all den Lauten, die Menschen so von sich geben, heraushören können, ob wir sie meinen und was wir damit meinen könnten. Das gilt nicht nur für eine Bezugsperson, sondern für alle, die im Haushalt leben und sogar für Menschen, die sie nicht kennen. Dafür müssen sie Gegenständen und Lebewesen die dazugehörigen Lautkombinationen zuordnen können. Das schaffen die einen besser, die anderen schlechter. Der berühmt gewordene Border Collie Rico konnte am Ende 250 Wörter unterscheiden. Das ist Weltrekord, aber für den eigenen Namen und ein paar weitere Begriffe reicht es immer, jedenfalls wenn die Ohren auf Empfang geschaltet sind. 

Menschliches Gebrabbel unterscheiden

Der Hund ist gegenüber Katzen im Vorteil. Er lebt bereits mehrere zehntausend Jahre mit dem Menschen zusammen. Genug Zeit zu lernen, was menschliches Gebrabbel bedeutet, und was davon für sie bestimmt ist. Katzen und Menschen kamen einander erst viele tausend Jahre später näher. Es ist noch garnicht so lange her, da war die reine Wohnungshaltung für Katzen völlig unbekannt. Katzen waren Freigänger, die nur gelegentlich Besuchsrecht im Haus bekamen. Die gängige Meinung war: Katzen sind an den Wohnort, nicht an Menschen gebunden. So war es über Jahrtausende. Katzen fingen Mäuse und waren deshalb vor allem eins: nützlich.

Heute werden unsere Lieblings-Haustiere immer häufiger als reine Wohnungstiere gehalten, oft zu mehreren und selten zur Mäusejagd. Sie werden von ihren Menschen betreut und bespaßt und dabei natürlich auch mit Namen angeredet. Namen, die für Tiere nicht mehr als eine standardisierte wiederkehrende Abfolgen von Lauten darstellen, die irgendwann eine Bedeutung bekommen. Aber hat die zunehmende Nähe zum Menschen wie beim Hund auch zu einem gewissen Hörverständnis geführt? Schließlich unterscheidet sich ihre von unserer Lautgebung maximal.  

zwei Katzen kuscheln
Katzen können unterscheiden, wer von ihnen von uns angesprochen wird ©Patricia Lösche

Katzen wissen, welche Mitkatze gemeint ist

Das japanische Team um Saho Takagi wollte wissen, ob Katzen in Mehrkatzenhaushalten vertraute Mitkatzen und Mitmenschen an den Namen erkennen können, den wir ihnen geben. Dazu wurden die Namen mal mit einem Video von zugehöriger Katze oder Person, mal mit einer falschen Kombination präsentiert. Die richtige Kombination fanden die Versuchskatzen unspektakulär. Bei der falschen Kombination zeigten sie sich dagegen irritiert und schauten länger hin.

Diese Form von Versuchen wird auch bei Babys eingesetzt um schon im vorsprachlichen Alter festzustellen, ob sie Vertrautes von Unbekanntem unterscheiden können. Ist etwas neu oder unerwartet, dann wird länger hingeschaut. Die Interpretation: Das, was weniger lang angesehen oder auf das weniger reagiert wird, ist vertraut. Die Katzen scheinen also zu wissen, welcher Name zu welchem Gesicht gehört, ganz gleich, ob Artgenosse oder Mensch. Zu diesem Schluss kam das Forscherteam.

Natürlich können sie ihre Artgenossen und uns voneinander unterscheiden. Aber sie können ihnen offenbar auch unsere Lautkombinationen, also Namen zuordnen. Natürlich nur, wenn sie wollen. Katze bleibt Katze. 

Quelle

Saho Takagi et al.: Cats learn the names of their friend cats in their daily lives (Scientific reports, 22.4.2022)

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