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Putzzwang bei Katzen

Ausgiebiges Putzen ist normal bei Katzen. Exzessives Putzen kann aber dagegen zwanghaft sein und auf eine psychische Störung hinweisen. Dann handelt es sich um eine Stereotypie. Ein anderer Ausdruck dafür ist abnorm repetitive Verhaltensweise. Putz- oder Leckzwang gehört bei Katzen zu den häufigsten Verhaltensstörungen dieser Art. Im Extremfall entstehen dabei Kahlstellen im Fell und sogar schwere Hautverletzungen mit Entzündungsfolge.

Ausgiebiges Putzen ist normal bei Katzen. Exzessives Putzen kann dagegen zwanghaft sein und auf eine psychische Störung hinweisen. Dann handelt es sich um eine Stereotypie. Ein anderer Ausdruck dafür ist abnorm repetitive Verhaltensweise. Putz- oder Leckzwang gehört bei Katzen zu den häufigsten Verhaltensstörungen dieser Art. Im Extremfall entstehen dabei Kahlstellen im Fell und sogar schwere Hautverletzungen mit Entzündungsfolge.

Putzzwang – ein Notruf der Katzenseele

Psychisch bedingte (psychogene) Erkrankungen sind bei der Katze nicht selten. Sie ist dafür anfälliger als beispielsweise Hunde. Relativ häufig zu beobachten ist der Leckzwang, das übermäßige, ins Krankhafte übersteigerte Putzverhalten. In ausgeprägter Form entstehen daraus Kahlstellen im Fell, besonders im Bereich von Unterbauch, Analregion und Schwanzwurzel. Daher rührt der medizinische Fachbegriff psychogene Alopezie, der als psychisch bedingter Haarausfall übersetzt werden kann.

Das exzessive Belecken dieser Körperregionen führt durch die Verkahlung, der Alopezie, sogar zu Hautverletzungen durch die fortgesetzte Bearbeitung der kahl geleckten Region mit der rauen Katzenzunge. Diese wunden Hautpartien können sich entzünden, mit Komplikationen durch sekundäre bakterielle Infektionen. Dann spricht man von einer psychogenen Leckdermatitis.

Putzzwang bei Katzen 2
Die raue Katzenzunge kämmt das Fell bei der Pflege, an kahlen Stellen kann sie bei fortgesetztem Belecken die Haut verletzen (Foto:Patricia Lösche).

Psychogene Alopezie kann ganz unterschiedliche Auslöser haben, die aber fast ausnahmslos stressbasiert zu sein scheinen: Konflikte mit Menschen und Mittieren, Frustration und fortgesetztes Stresserleben durch unpassende Haltungsbedingungen, Ängste, falscher Umgang gehören dazu. Aber auch Aufzuchtbedingungen und Gene können eine Rolle spielen und eine entsprechende Verhaltensantwort auf Umweltreize fördern. Jedenfalls wird heute davon ausgegangen, dass abnormal repetitives Verhalten zunächst der Bewältigung von Stress dient und sich später dann als Verhalten verselbständigt. Im Begriff Lecksucht wird das sehr gut deutlich: Es scheint ein Suchtverhalten zu sein, vergleichbar mit Zwangshandlungen beim Menschen. Damit ist es eine ernste Erkrankung, die keinesfalls mit einer Unart verwechselt werden darf. 

Haltung optimieren kann Sterotypien mildern

Die Verhaltensstörung kann für Katzenbesitzer ebenso belastend sein wie für das Tier selbst. Wer jetzt die Katze für ihr Verhalten bestraft oder sich im Bestreben, die Katze am Verhalten zu hindern, so verhält, dass sie zusätzlich gestresst wird, verhindert das Verhalten nicht, er verstärkt es. Warum ist das so?  Stereotypien verändern das Gehirn. Damit ist das Verhalten nur sehr schwer zu beeinflussen. Einem Menschen mit Waschzwang kann man auch nicht mit Argumenten helfen. Er braucht eine Therapie. Gleiches gilt für eine Katze. 

Wer dem Leckzwang seiner Katze mit Strafe oder Ärger begegnet fördert ihn, denn zugrunde liegt ja meist Stress, der aber durch zusätzliche negative Einwirkungen, also weiteren Stress, Angst und noch mehr Frustration immer stärker wird. Wer das Verhalten durch vermehrte Aufmerksamkeit und Zuwendung – Ablenkung durch Spielen etwa – ungewollt belohnt kann es ebenfalls verstärken, weil die Zuwendung von der Katze als positiv empfunden wird. Man nennt dies Konditionierung. Auch das kann ursächlich für den Leckzwang in Frage kommen.

Bei einer Alopezie sollte zunächst abgeklärt werden, ob andere Erkrankungen zugrunde liegen. In Frage kommen Juckreiz durch Parasiten, Allergien, Schmerzen oder Stoffwechselerkrankungen. Bei negativem Ergebnis und Ausschluss physischer Gründe ist eine  psychogene Ursache zu vermuten. Wer den Verdacht hat, die Katze könnte es mit dem Putzen übertreiben, sollte so schnell wie möglich verhaltenstherapeutische Hilfe holen. Je früher Stereotypien entgegen gewirkt wird, desto eher besteht die Chance, einer Verfestigung des Verhaltens entgegen wirken zu können.

Da Katzen während des Besuchs selten das fragliche Verhalten zeigen ist es sinnvoll, es einige Male zu filmen und die Umstände,in denen es gezeigt wurde, kurz zu notieren. Das hilft Therapeuten bei der Beurteilung.

Zunächst werden dazu die Lebensumstände durch einen entsprechend ausgebildeten, mit Katzenverhalten vertrauten Verhaltenstherapeuten oder Fachtierarzt für Verhaltenstherapie geprüft, nicht in einer Praxis, sondern das Tier muss vor Ort beobachtet werden, um das „Kleingedruckte“ ihrer Körpersprache in die Diagnostik einbeziehen zu können. Erst dann kann eine individuelle Verhaltenstherapie eingeleitet werden, in der Therapeut und Katzenbesitzer eng zusammenarbeiten müssen. Sie orientiert sich an der Symptomatik, vor allem aber an den Umständen und an den vermuteten Ursachen. In sehr schweren Fällen kann vor allem zu Beginn eine vorsichtige begleitende naturheilkundliche oder medikamentöse Behandlung  sinnvoll oder sogar notwendig sein, die in Abwägung der möglichen Nebenwirkungen und nur von sehr fundiert ausgebildeten Tierheilpraktikern und auf die Verhaltenstherapie von Katzen spezialisierten Therapeuten und Tierärzten durchgeführt werden sollte.

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